Vergangene Nacht war ich – inspiriert von den Fotografien von Stefan Zimmermann aus Karlsruhe – in Wörth am Rheinufer unterwegs, um eine Industrieanlage am gegenüber liegenden Ufer abzulichten. Mal ganz davon abgesehen, dass es eine vollkommen spontane Idee war, hatte es gut -5°C. Erschwerte Bedingungen also für Mensch und Maschine… – wobei ich mir vorstellen könnte, dass es für den Kamerasensor vielleicht gar nicht mal sooo schlecht ist, wenn die Außentemperatur beim Abkühlen hilft.
Stefan kommentiert zu seinen Fotos meistens, welche Kameraeinstellungen er verwendet hat. Daher weiß ich, dass Blende 8 und eine Belichtungsdauer von auch mal mehreren Minuten bei ISO100 für Nachtaufnahmen brauchbare Werte darstellen sollten. Zuerst versuchte ich es mit 30 Sekunden, und bekam sogar ein ganz brauchbares Foto hin. Nur ein Problem gab es damit: Es war einfach nicht scharf. Bei der 100% Ansicht waren viel zu wenige Details klar zu erkennen, alles – insbesondere bei den Bäumen ist mir das aufgefallen – war irgendwie verschmiert.
Die Unschärfe konnte keine Bewegungsunschärfe sein, schließlich arbeitete ich mit einem Stativ ohne ausgezogene Beine, dass auf einem festen Asphaltweg stand. Außerdem habe ich den Auslöser per EOS Utility über mein Notebook bedient. Also konnte es nur der Fokus sein. Zwar hat der Autofokus nach ein paar Anläufen ein paar Felder fokussieren können, aber ich traute dem nicht so richtig. Deshalb versuchte ich es anschließend manuell. Was für ein Alptraum! Vor allem, weil ich vorher noch nie manuell fokussiert habe, und jetzt auch noch bei Nacht, wo man im Live-View sowieso nichts erkennen kann…
Als ich an der Live-View-Vorschau verzweifelt bin, habe ich mich entschlossen die Kamera vom Stativ zu nehmen, um das Bild über den Sucher zu fokussieren. Das war auch nicht einfach, aber zumindest konnte ich halbwegs was erkennen. Nachdem der Fokus gefunden war, setzte ich die Kamera wieder auf das Stativ und löste aus.
Insgesamt dauerte das Foto nicht 30 Sekunden, sondern etwa eine Minute, weil ich die automatische Rauschunterdrückung der Kamera bei Langzeitbelichtungen aktiviert hatte. Das war ein Fehler, denn das Rauschen lässt sich auch bei der RAW Entwicklung noch beheben. Für’s nächste Mal weiß ich es…
Aber leider war auch dieses Foto nicht richtig scharf. Zwar nicht schlechter als mit dem Autofokus, aber leider auch nicht besser. Ich dachte mir, dass es bestimmt daran liegt, dass ich den Fokus nicht 100%ig eingestellt hatte. Also versuchte ich es mit einer Annäherung: Mit jedem der folgenden Belichtungen habe ich den Fokus minimal verstellt. Irgendwann muss es doch mal scharf sein! Leider Fehlanzeige: Nach 10 Fotos immer noch kein besseres Ergebnis. Dazu sei noch erwähnt, dass wenn ich den Fokus auf unendlich gestellt habe, die Fabrikanlage komplett unscharf wurde.
Nach etwa zwei Stunden habe ich es dann aufgegeben und meine Belichtungsreihe mit der besten Schärfe gemacht, die ich hinbekam. Vielleicht ist ja bei der Nachbearbeitung was zu machen.
Anschließend habe ich noch eine Belichtungsreihe der Rheinbrücke der B10 aufgenommen. Hier fand der Autofokus zwar schneller seine Punkte, aber die Ergebnisse waren ebenfalls sehr unscharf, und außerdem ziemlich verrauscht. Ganz schön frustrierend.
Als meine Füße dann trotz zwei paar Socken allmählich zu Eisklumpen wurden, habe ich mich dann entschlossen die Aktion abzubrechen und zurück nach Hause zu fahren, um mir die Ergebnisse in Ruhe am Rechner anzusehen.
Aber auch auf dem großen Monitor wurden die Bilder nicht schärfer – im Gegenteil: Ich konnte jetzt das Rauschen nur noch deutlicher Erkennen. Kann es noch schlimmer kommen? Ja! Denn nach der HDR Bearbeitung mit Photomatrix Pro war das Rauschen so deutlich, dass man glauben könnte, ich hätte das Bild mit einem alten Film aufgenommen, und das Rauschen sei dessen Körnung!
Also was ich gegen das Rauschen tun kann, darüber bin ich mir immer noch nicht im Klaren. Aber ich versuchte eine Lösung für das Problem mit der Unschärfe im Internet zu bekommen, und wurde recht schnell fündig. Mir war nicht bewusst, dass auch die Bildstabilisierung des Objektivs abgeschaltet werden sollte, sobald man ein Stativ nutzt! Nachdem ich die Funktionsweise der Bildstabilisierung verstanden hatte, wurde mir einiges klar. Es war ein einfacher Anfängerfehler.
Mein Fazit aus dieser Nacht ist:
Was ich noch tun kann, um das Rauschen in den Griff zu bekommen, weiß ich wie gesagt immer noch nicht. Aber vielleicht finde ich dafür bis zum nächsten Versuch eine Lösung.
Die beiden Bilder werde ich jedenfalls nicht online stellen – die dienen höchstens als Negativ-Beispiele 😉
Update: Gegen das Rauschen hilft wohl auch ein wenig den Sucher abzudecken. Außerdem sollte die Belichtungszeit nur so lange sein, wie es unbedingt notwendig ist.
Zwar keine Nachtfotografie, aber sooo muss das sein:
Update 2: Extremwerte der Objektive sollten vermieden werden. Für jedes Objektiv gibt es bestimmte Mittelwerte, die das beste Ergebnis für ein wirklich scharfes Foto liefern. Bei meinem 18-55mm Kit-Objektiv von Canon ist das die mittlere Brennweite von ca. 35mm, sowie die Blenden f8-11. Ein Objektiv mit einer festen Brennweite liefert immer noch die schärfsten Fotos.
Eine Gegenlichtblende hilft in jeder Situation unerwünschten Lichteinfall in das Objektiv zu vermeiden, sodass die Schärfe zu 100% auf das fokussierte Objektiv ausgerichtet ist.
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