Irgendwie suche ich mir als Anfänger gerade immer die anspruchsvollsten Bereiche der Fotografie raus. Zuerst HDR und DRI, jetzt Nachtaufnahmen. Aber es sind auch nur Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Da ich wie gesagt Anfänger bin, ist es durchaus möglich, dass ich diesen Artikel mit meiner Vorgehensweise bei der Nachtfotografie immer wieder mal nachträglich anpassen werde, um neue Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Lob und konstruktive Kritik sehe ich gerne 🙂
Zu meiner Grundausstattung für Nachtaufnahmen gehört:
Ein Stativ ist dann unbedingt zu empfehlen, wenn es darum geht ein Foto mit einer längeren Belichtungsdauer (ab ca. 1/6 Sekunden) aufzunehmen. Ich besitze ein recht billiges Stativ, dass ich mir vor Jahren mal für meine billige Digi-Videocam geleistet habe – für ca. 20,- Euro bei Pearl. Jeder Profi wird mich dafür auslachen, ABER: Bis heute ist mir mit diesem Stativ jede Aufnahme gelungen – zumindest lag es nicht am Stativ, wenn mal eine Aufnahme daneben ging. Es ist sehr leicht, und daher praktisch beim Transport. Der Nachteil ist dafür, dass es – auch aufgrund der Leichtigkeit – nicht gerade sehr stabil ist und steht. Allerdings hatte ich es bisher noch nicht mit extremen Situationen zu tun, sprich: Starker Wind und weichen Boden hatte ich noch nicht. Ich gehe mal davon aus, dass gerade in solchen Situationen ein vernünftiges Stativ mit einem entsprechenden Gewicht durchaus bessere Dienste leisten wird.
Das Notebook nutze ich vorwiegend zum Auslösen der Kamera. Stattdessen könnte ich auch den Selbstauslöser oder einen Fernauslöser verwenden. Aber das Notebook bringt für mich in Verbindung mit dem EOS Utility noch wesentlich mehr Vorteile mit sich:
Vorausgesetzt der Akku des Notebooks verfügt über eine vernünftige Laufzeit, ist es eine äußerst praktische Ergänzung – egal ob bei Tag oder Nacht. Damit das Notebook nicht doch noch zum Hindernis wird, sollte man an eine Unterlage denken, auf die man es ablegen kann, ohne dass es im Matsch liegt. Ein toller Helfer ist auch ein extra Stativ für das Notebook mit einem Tisch-Aufsatz. Somit hat man das Gerät dann auch noch direkt auf der optimalen Arbeitshöhe. Aber dabei sollte man daran denken, dass man das alles auch eventuell durch schwergängiges Gelände schleppen muss, je nach dem, wo sich der Ort für die Aufnahme befindet.
Ein weiterer Vorteil des Notebooks gegenüber einem Kabel-Selbstauslöser ist, dass nach dem Auslösen kein Gerät an der Kamera baumelt, dass bei Wind gegen das Stativ schlagen könnte und somit letzten Endes dann doch die Aufnahme verdirbt. Möchte man auf ein Notebook als Auslöser verzichten ist daher ein Infrarot- oder Funk-Auslöser sicher die bessere Lösung.
Wenn es dunkel ist, hilft eine Taschenlampe nicht nur den Weg zu finden, sondern auch die Knöpfe auf der Kamera und dem Objektiv. Außerdem könnte sie sich brauchbar machen, wenn man ein Motiv effektvoll anleuchten möchte.
Das sind ein paar Dinge, die ich auch immer dabei habe:
Außerdem ist es wichtig an die Bekleidung zu denken, denn nachts wird es meistens doch etwas kälter als am Tag.
Eine Nachtaufnahme ohne Vorbereitung kann gut gehen, aber es ist dann doch eher Zufall, ob man ein geeignetes Motiv und eine geeignete Position zum Ablichten findet. Wenn man darauf verzichten möchte im dümmsten Fall stundenlang ergebnislos durch die Gegend zu irren, sollte man sich bereits am Tag Gedanken darüber machen, was man von wo aus fotografieren möchte. Dann kann man nämlich auch in etwa einplanen, welche Ausrüstung dafür wirklich Sinn macht.
Zwei volle Kamera-Akkus, wenigstens ein voller Notebook-Akku und zwei leere Speicherkarten helfen dabei den Worst-Case effektiv zu verhindern. Bei Tageslicht ist es einfacher Schmutz auf der Optik zu erkennen – also: Saubermachen!
Wer gewerblich fotografiert, braucht vor der Ablichtung von manchen Objekten eine Genehmigung des Eigentümers. Es ist so oder so auf jeden Fall besser den Eigentümer vorher zu fragen / zu informieren, sonst läuft man eventuell Gefahr z.B. von einem Wachdienst verhindert zu werden. Und auf stundenlange Erklärungsversuche auf einem Polizeirevier – eventuell auch noch im Ausland – kann wohl jeder gerne verzichten. Übrigens ist es keine gute Idee z.B. Militärgelände zu fotografieren oder sich unerlaubten Zutritt zu abgesperrten Gebieten zu verschaffen – auch wenn da schon ein Loch im Zaun war!
Wenn der Ort für die Aufnahme in schwierigem Gelände liegt, macht es unter Umständen Sinn sich noch im Hellen dort hin zu begeben. Eventuell ist auch eine Übernachtung im Zelt sinnvoller, als im Dunkel zurückzukehren. Man kann ein Zelt auch ohne Licht aufbauen – man muss es aber nicht 😉
Etwas zu essen und zu trinken ist nie verkehrt, vor allem wenn man im Vorfeld weiß, dass die ganze Aktion länger dauern wird.
Am meisten Spaß macht mir die Nachtfotografie, wenn sie vorher gut durchgeplant ist und stressfrei verläuft, ich alles dabei habe, was ich brauche, und mich schon während den Aufnahmen auf das Endergebnis freuen kann.
Bevor es losgehen kann, muss erst einmal alles ausgepackt, aufgebaut und angeschlossen werden. Das kann je nach dem, wie aufwändig das Setup ist, schon eine ganze Zeit lang dauern.
Ich packe zunächst immer die Stative aus und stelle sie gleich dort auf, wo ich sie benötige. Anschließend fixiere ich die Kamera auf einem Stativ, und befestige das Notebook auf dem Stativ gleich daneben. Das Motiv visiere ich grob über den Sucher an, die Detailoptimierung der Kameraausrichtung nehme ich später mit Hilfe des Notebooks vor.
Da ich alles in einem Rucksack transportiere, verstaue ich die Taschen der Stative, der Kamera und des Notebooks gleich wieder im Rucksack, damit nichts wild als Stolperfalle in der Gegend herumliegt und ich später in der Dunkelheit nichts suchen muss oder sogar liegen lasse.
Steht alles, schalte ich das Notebook ein und verbinde es über das USB Kabel mit der Kamera. Zuletzt schalte ich die Kamera ein und starte EOS Utility für das Remote-Shooting. Damit der Spiegel der Kamera bereits gesperrt ist, schalte ich immer gleich auf Live-View.
Dann gilt es die korrekten Einstellungen für die Aufnahme zu konfigurieren:
Tipp: Mit einem Laserpointer kann man einen hellen Punkt auf ein Motiv werfen, damit es der Autofokus etwas leichter hat, oder auch das manuelle Fokussieren etwas leichter fällt.
Stimmt alles, fehlt noch was? Wenn es dunkel ist, kann’s losgehen!
Bei völliger Dunkelheit findet die Kameraautomatik oft keine guten Werte für die Belichtungsdauer, zumal die Berechnung auch auf den Kamerahöchstwert (bei der EOS 650D 30 Sekunden) begrenzt ist. Im Bulb-Modus gilt es also durch Annäherung die optimale Belichtungszeit herauszufinden. Dabei startet der erste Auslöser die Aufnahme, der zweite Auslöser beendet sie. Somit sind Belichtungen möglich, die so lange dauern, wie der Akku hält. Aber für die erste Aufnahme nehme ich meistens die maximale Belichtungszeit der Kamera – also 30 Sekunden.
Eventuell kann man jetzt auch gleich mit dem weißen Blatt Papier einen manuellen Weißabgleich machen. Aber das ist nicht so wichtig, denn der Weißabgleich kann auch später am Computer erfolgen. Ich bevorzuge sogar den automatischen Weißabgleich der Kamera zu nutzen. Der ergibt meistens sehr brauchbare Ergebnisse.
Anschließend mache ich die erste Aufnahme. Stimmt das Ergebnis, merke ich mir die Belichtungsdauer. Ansonsten verlängere oder verkürze ich die Zeit, um eine Unter- oder Überbelichtung auszugleichen und teste die neue Einstellung mit einer weiteren Aufnahme. Je nach dem, wie stark die Über- oder Unterbelichtung ist, wähle ich die Schrittweite zur Anpassung der Belichtungszeit.
Eine Alternative zur Annäherung für die Belichtungsdauer ist eventuell die Kameraautomatik im Programmodus Av zu nutzen. Hierbei wird die Blende fest definiert, außerdem ein hoher ISO Wert, wie z.B. 12800. Die Kamera ermittelt die Belichtungsdauer, die mit dem ISO Wert geteilt durch 100 multipliziert wird, um die korrekte Belichtungszeit für ISO100 zu ermitteln. Zum Beispiel wurde mit der Blende 8 und ISO12800 eine Belichtungsdauer von zwei Sekunden ermittelt. Die Belichtungsdauer für ISO100 ergibt sich nun durch diese Berechnung: 2 Sekunden * ( ISO 12800 / ISO 100 ) = 256 Sekunden. In dem Fall würde ich vielleicht auf 260 Sekunden Belichtungszeit aufrunden, um das Foto etwas überbelichtet aufzunehmen, was später am Computer problemlos nachbearbeitet werden kann. Bevor die berechnete Zeit mit ISO100 getestet wird, sollte aber eine Aufnahme mit dem hohen ISO Wert und der automatisch ermittelten Belichtungsdauer auch ungefähr dem gewünschten Ergebnis entsprechen – vom Rauschen mal abgesehen.
Die Grenze, ab der eine Aufnahme bei ISO100 mehr verrauscht ist, als bei ISO200 mit kürzerer Belichtungszeit, habe ich noch nicht gefunden. Wäre aber mal interessant zu wissen, ab wann ISO100 keinen oder nicht mehr viel Sinn macht.
Am Notebook kann ich gleichzeitig auch die RAW Aufnahme in der 100% Ansicht öffnen und prüfen, ob der Fokus in Ordnung ist. Bei Aufnahmen aus der Ferne kann der Fokus noch so gut gewählt sein, die Fotos werden nur mit viel Glück scharf. Das liegt an der Luft, die flimmert, oder am Dunst. Hier gibt es leider kein Patentrezept, um richtig scharfe Ergebnisse zu erzielen.
Wichtig ist vor allem eine Unterbelichtung zu vermeiden! Wird das Foto später am Computer aufgehellt, erhöht das unweigerlich das sichtbare Rauschen, dass bei einer DSLR gerade bei Langzeitbelichtungen leider immer vorhanden ist. Also lieber etwas überbelichten, denn durch das Abdunkeln über die Software wird das Rauschen wiederum optisch reduziert.
Sie kann nützlich sein, keine Frage. In manchen Fällen verschlimmert sie jedoch das Rauschen sogar noch um ein paar Faktoren. Das muss man ausprobieren, ob es bessere Ergebnisse bringt diese Automatik aktiviert zu lassen, oder sie zu deaktivieren.
Ist die Rauschunterdrückung aktiviert, ist es gut zu wissen, dass dadurch jede Aufnahme doppelt so lange dauert! Die Kamera zeichnet nämlich nach der eigentlichen Belichtung ein sogenanntes „Darkframe“ mit der selben Belichtungsdauer auf. Dieses Darkframe ist ein schwarzes Bild, dass lediglich die durch die Sensortemperatur entstehenden Hotpixel aufzeichnen soll. Anhand dieser Hotpixel kann die eigentliche Aufnahme überarbeitet werden.
Man kann diese Darkframes für jedes Foto einer Belichtungsreihe anschließend aber auch manuell aufnehmen, um dann bei Bedarf die Rauschreduzierung mit einer Software am Computer vorzunehmen. Das hat den Vorteil, dass auf jeden Fall eine unverfälschte RAW Aufnahme verfügbar ist. Wird hingegen die Rauschunterdrückung automatisch vorgenommen, sind die Änderungen an der RAW Datei unwiderruflich.
Hier gelten im Prinzip die selben Regeln wie bei der Fotografie bei Tageslicht. Allerdings sollte man beachten, dass je größer die Blende gewählt wird, die Menge des Einfallenden Lichts desto weniger wird, und sich somit die Belichtungsdauer verlängert. Trotzdem würde ich auch bei Nacht eine Blende zwischen 8 und 11 wählen, damit die Bilder scharf werden.
Stimmt die Uhrzeit, das Licht und der ganze Rest, ist es jetzt Zeit für die endgültige Aufnahme. Durch das Test-Shooting könnte diese Aufnahme bereits entstanden sein – schließlich hat ja beim letzten Foto alles gestimmt, oder?
Eventuell ist es besser nach dem Test-Shooting dem Kamerasensor Gelegenheit zum Abkühlen zu geben, um noch eine Aufnahme mit vielleicht etwas weniger Rauschen aufzunehmen. Je nach dem, was man vorhat, ist das nicht die letzte Aufnahme. Für HDR oder DRI ist es erforderlich eine ganze Belichtungsreihe zu erstellen – nämlich neben dem korrekt belichteten Bild wenigstens ein unter- und ein überbelichtetes Foto.
Tipp: Wenn das Test-Shooting mal etwas länger dauert, bietet es sich an jetzt den Akku zu wechseln! Außerdem sollte zum Abkühlen des Sensors Live-View deaktiviert werden – nur dann schaltet die Kamera den Sensor nämlich ab.
Vorausgesetzt die Software, mit der das Foto später bearbeitet werden soll, setzt mir keine Grenzen, nehme ich für jedes Detail auf dem Foto ein weiteres Foto auf, dessen Belichtung eben auf genau dieses Detail abgestimmt ist. Anschließend noch ein unter- und ein überbelichtetes Bild der gesamten Serie, damit der größtmögliche Kontrastumfang auch für alle Details verfügbar ist, auf die ich keine Acht hatte.
Habe ich mein Notebook dabei, kann ich gleich überprüfen, ob alle Aufnahmen meinen Erwartungen entsprechen. Allerdings lösche ich keine Aufnahme, bevor ich nicht zu Hause mit dem Endergebnis zufrieden bin. Und selbst dann belasse ich alle RAW Dateien, falls ich später irgendwann einmal nochmal darauf zurück greifen möchte. Sind die RAW Daten nämlich gelöscht, hilft später nur ein erneutes Shooting.
Das Notebook hilft mir auch während dem Erstellen der Belichtungsreihe die Kameraposition nicht zu verändern, wenn ich die neuen Einstellungen wähle. Zwar bietet mir die Kamera auch eine automatische Belichtungsreihe, aber eben leider nicht genau so, wie ich mir das vorstelle. Die Belichtungsreihe der Kamera (AEB) finde ich praktisch, wenn es schnell gehen muss.
Während der Aufnahme – und wenn sie noch so lange dauert – versuche ich mich möglichst nicht zu bewegen, um keine Vibrationen auszulösen, die das Stativ auf die Kamera übertragen könnte. Raucher sollten auf den Wind achten, denn Rauch vor der Optik könnte die Aufnahme zerstören. Und auch der Atem-Dunst in den kalten Jahreszeiten kann vor der Linse zum Problem werden – nicht zuletzt weil der Dunst auf dem Glas gefrieren könnte! Hier ist also Geduld und Vorsicht angesagt.
Und zu guter Letzt – nicht zu vergessen: Die Darkframes. Diese Fotos macht man einfach mit dem Objektivdeckel vor der Linse, der aber auch wirklich abschließen muss, damit kein Licht mehr in das Objektiv fällt. Und am besten gleich nach der Aufnahme mit der selben Belichtungsdauer.
Der Abbau ist schnell erledigt: Software beenden, Kamera aus, Notebook aus, alles abbauen und einpacken. Dabei sollte man zum Schluss nochmal überprüfen, ob man auch wirklich nichts vergessen hat. Nicht nur Fotografen sollten die Umwelt achten – deshalb gilt: Auch den Müll mitnehmen!
Falls es feucht und matschig ist, sollten vor dem Einpacken alle Gerätschaften mit einem Tuch trocken gewischt werden, insbesondere auch die Beine der Stative. Jetzt gilt es nur noch sicher nach Hause zu kommen, und den „Schatz“ in gemütlicher Atmosphäre anzusehen, und vielleicht schon mit der Nachbearbeitung zu beginnen, wenn man nicht bereits zu müde dazu geworden ist.
Bei der Nachbearbeitung der Bilder sind einem kaum Grenzen gesetzt. Je nach Motiv verwende ich die Belichtungsreihe, um ein HDR oder DRI Foto zu erzeugen. In der Regel sind das für mich die gängigen Schritte, wenn ich nach einer Foto-Tour nach Hause komme:
Anschließend kommen weitere Schritte, wie die Bearbeitung mit Photomatrix für ein HDR Bild zum Beispiel. Dabei versuche ich möglichst immer entweder mit den RAW oder den TIFF Dateien zu arbeiten, da diese Bildformate die meisten Informationen für die Software bereithalten, und ich somit mit einem bestmöglichen Ergebnis rechnen kann. Ein JPEG erstelle ich nur dann ganz zum Schluss, wenn ich vorhabe das Foto später im Internet zu veröffentlichen oder per Email zu versenden.
Meistens bietet eine Software an Bilder auch in einem ganz eigenen Format zu speichern. Das hat oft den Vorteil, dass die Bearbeitungsschritte darin ebenfalls gespeichert werden, sodass man später eventuell einen Arbeitsschritt rückgängig machen oder verändern kann. Alle diese Zwischenspeicherungen bewahre ich immer zusammen mit den RAW Dateien auf.
Vom Retuschieren halte ich nicht sehr viel. Die Ergebnisse wirken oft unnatürlich. Manchmal können aber interessante Effekte wie selektive Farben damit erzielt werden. Da meine Talente als Grafiker jedoch leider etwas zu wünschen übrig lassen, versuche ich möglichst alleine mit der Kamera ein Ergebnis zu erzielen, mit dem ich mich identifizieren kann.
©2025 PIXEL | Powered by Xpress Blog
Schreibe einen Kommentar