Ich bin wieder zurück aus dem Urlaub, mit ca. 3500 Fotos in der Tasche und ich kann schonmal vorweg sagen, dass das Tamron Objektiv ein echter Gewinn ist – genau so wie das Canon Blitzgerät. Und, dass ich in den letzten beiden Wochen sehr gelitten habe… Im Programm stand:
Von Saigon aus haben wir gleich einen Rückflug von Ha Noi nach Saigon gebucht, da ansonsten die Zeit nicht gereicht hätte. Zwischen den Städten sind wir dann mit dem Bus gefahren. Bei der Buchung war die Rede von „Sleeping Bus“ – tatsächlich hatten wir nur ab Saigon und Hoi An diesen Luxus. Ansonsten fuhren wir mit gewöhnlichen, größtenteils doch sehr in die Jahre gekommenden Bussen mit deutlich zu wenig Beinfreiheit und sonstigem Komfort (wie Toiletten). Aufgrund des straffen Programms und der durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von ca. 50 km/h mit dem Bus sind die meisten Fotos aus dem fahrenden Bus heraus entstanden.
In Saigon angekommen erschlug uns erstmal die extrem drückende Hitze, als wir aus dem klimatisierten Flughafen gingen. Anschließend stand eine Taxifahrt zu einem Hotel im District 1 an, bei der wir dann auch gleich schonmal auf den Verkehr vorbereitet wurden. Der durchschnittliche Vietnamnese ist etwa einen Kopf kleiner, als ein Europäer, eher träge, aber fast immer freundlich. Sobald er hinter dem Steuer eines Autos sitzt, fängt er an unkontrolliert zu hupen und schaltet bei etwa 1000 Umdrehungen in den nächsten Gang hoch. Ich wollte dem Taxifahrer schon beim Schalten helfen, aber er sprach so gut wie kein Englisch – zwecklos.
Zebrastreifen gibt es, aber die sind eher zum Schmuck der Straße da. Wer in Vietnam eine Straße überqueren will, geht einfach los, denn anhalten wird dort niemand für einen Fußgänger. Man geht also einfach los, egal wie voll die Straße ist. Die Roller- und Auto- bzw. Busfahrer fahren dann schon um einen herum. Ich muss sagen: Es funktioniert gut! Ich wurde nich einmal angefahren, oder gestreift. Das einzige, für das die Verkehrsteilnehmer anhalten, ist eine rote Ampel. An Kreuzungen werden damit zwei Straßen gleichzeitig geregelt, und wenn es grün wird, fahren beide Seiten einfach mal los und anschließend kreuz und quer durcheinander, bis jeder in seine Richtung gefunden hat, und die Ampel umschaltet, um die anderen beiden Straßen freizugeben. Das andauernde Hupen heißt nicht „Ey, Depp, pass auf!“, wie in Deutschland, sondern eher „Achtung, ich komme!“, und wird genau so freundlich gegeben, wie dankbar aufgenommen.
Das erste, was man hört, wenn man aus einem Taxi oder Bus steigt: „Wanna rent a Moto-Bike?“, oder: „Looking for a hotel?“, oder: „Need a taxi?“ – von 2-4 unterschiedlichen Anbietern gleichzeitig, und wenn man von einem Roller steigt, wird man gefragt, ob man nicht ein Moto-Bike (einen Roller) mieten möchte. Das ist zwar alles sehr zuvorkommend, aber irgendwann nervt es schon. Wenn man dann zu Fuß unterwegs ist, werden einem ständig Sonnenbrillen, Feuerzeuge, Fächer, Armbänder, etc. von Bauchladen-Händlern angeboten. Irgendwann gewöhnt man sich an mit solchen Leuten bloß keinen Augenkontakt herzustellen, sondern gar nicht mehr hin zu sehen, und ganz automatisch mit der Hand abzuwinken und „No Thanks!“ zu sagen. Ich bin mir sicher, dass ich mehr als einmal „No Thanks!“ gesagt habe, ohne wirklich zu verstehen, was mir gesagt / ich gefragt wurde. Natürlich war das Gelächter dann groß 😉 Die Vietnamnesen haben dann auch gemerkt, wie entnervt ich war. Vielleicht würde ein T-Shirt mit „NO THANKS!“ und „I don’t want to buy anything!“ als Aufdruck in Leuchtschrift helfen.
Preislich ist alles sehr günstig. Eine kleine Flasche Wasser ab 4.000 Dong, ein gut ausgestattetes Hotelzimmer (Bad, Klima) ab 100.000 Dong. Eine Schachtel Zigaretten 30.000 Dong. 20.000 Dong entsprechen ungefähr einem US-Dollar. Oft wird einem ein Angebot gleich in Dollar unterbreitet, weil die Touristen immer kompliziert umrechnen müssen, und am Ende mit den vielen Nullen nicht klar kommen. Aber generell kann man sagen, dass man wo immer es geht als Wessi abgezockt wird. Meistens kann man den Preis um mehr als 50% runterhandeln, aber manchmal werden die Verkäufer sogar ziemlich unfreundlich, wenn man sich nicht abzocken lässt, oder nur guckt, aber nicht kauft. Und an der nächsten Ecke finden sich die selben Artikel wesentlich günstiger. Auch das hat mich irgedwann angenervt. Spätestens wenn man festgehalten wird, oder Sätze wie „Please help me!“ oder „How can you!“ gesagt werden, ist auch meine Geduld am Ende.
Aufgrund des Klimas und der Feuchtigkeit wächst im Land alles und zu jeder Jahreszeit im Überfluss – hungern muss hier wirklich niemand. Die medizinische Versorgung ist schlecht und teuer – dazu später mehr. Die meisten Menschen leben sehr einfach und ärmlich, und wenn ich das richtig gesehen habe, oft auch auf bzw. an der Straße. Als Unterschlupf dient auch öfter mal eine mit Pappkartons überdachte Ecke. Dafür ist es auch in der Nacht sehr warm, zumindest im Flachland. Ich habe einige verstümmelte Menschen gesehen, die auf Händen über die Straßen robben, das geht einem schon sehr nahe. Aber die Menschen sind im Großen und Ganzen – auch aufgrund ihres Glaubens – meistens zufrieden mit ihrem Leben. Sie haben genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und wohnen in einem sehr schönen Land, in dem es fast immer warm ist.
So, genug Text, jetzt ein paar Fotos:
Menschen begegnet man mit Augenkontakt, einem Lächeln und vielleicht einem Kopfnicken. Manche Verkäufer vergessen das aber, wenn sie zu viele Touristen gewöhnt sind. Diese Verkäuferin aus Saigon war sehr freundlich, nur etwas aufdringlich.
Transportiert wird mit einem Moto-Bike (meistens Roller) alles, was die Konstruktion her gibt. Ob Mensch, Tier oder sonstiges Gepäck. Ich habe 4 (!) Vietnamnesen auf einem Roller gesehen!
Dass in diesem Bild so viele Autos (Taxis) und Busse zu sehen sind, ist eher die Ausnahme. Roller sind überwiegend das Verkehrsmittel Nr. 1.
Viele Frauen sind egal bei welchem Wetter komplett vermummt unterwegs. Meines Wissens gilt blasse Haut als Schönheitsideal – aber manchmal kann ich nicht glauben, dass das der einzige Grund ist, weshalb sich diese Frau bei 40° in der prallen Sonne und auf Asphalt mit langer Kleidung, Gesichtsmaske, Handschuhen und Socken schwer bepackt mit dem Fahrrad bewegt. Ich habe eine vietnamnesische Frau gesehen, die sogar in der Nacht beim Schlafen ihre Gesichtsmaske auf hatte!
Straßenstände dieser Art sind überall zu finden. Typisch für Vietnam sind die Plastikmöbel.
Der schwimmende Markt im Mekong Delta soll sehr schön sein, leider waren wir erst sehr spät und nach 3 Stunden Busfahrt von Saigon aus dort. Der Markt ist wohl ab 5 Uhr in der Frühe so richtig interessant. Um 11 Uhr ist schon alles gelaufen, vermutlich auch, weil es dann schon wieder sehr warm ist.
Wie man sieht, sind die Häuser recht einfach gehalten. Oft bestehen sie auch nur aus Wellblechern oder Holzbrettern.
Kilometerlangen leeren Sandstrand findet man je nach Gezeiten in Mui Ne. Tipp: Im „Golden Resort“ kommt man gut und günstig im Bungalow mit Pool, hübschem Garten, direkt am Strand und guter Küche unter.
Ein Trip zu den weißen/gelben Sanddünen sollte bei einem Besuch von Mui Ne auf jeden Fall mit eingeplant werden.
„Fairy Springs“ nennt sich ein Canyon in der Nähe von Mui Ne, der eine märchenhafte Landschaft formt. Am Abend sollte man hier aber besser gegen Moskitos gewappnet sein!
Die Stadt Dalat liegt im Hochland. Auf der Busfahrt dort hin hat man zum Teil atemberaubende Aussicht über die Berge, und auch mal kilometerweit auf das Flachland. Vorausgesetzt der Bus schafft es die steilen Straßen hinauf und rollt nicht irgendwann rückwärts, wie es bei uns der Fall war.
Die Menschen in Dalat sind sehr komerziell geprägt, offenbar geht es deshalb auch vielen Menschen „besser“, als andererorts.
Auf dem Nachtmarkt bekommt man auch zu später Stunde frisches Obt und Gemüse. Wer sich mit einem quirligen Vietnamnesen unterhalten möchte, der schon die Welt mit seinem Motorrad bereist hat, sollte einen Blick ins „Easy Rider“ werfen. Ansonsten kann ich das „Chocolate“ Restaurant wegen seiner ausgesprochen guten Küche sehr empfehlen.
Wohl noch gänzlich unbekannt ist das „Crazy House“ in Dalat, dass von einer Architektin (immer noch) gebaut wird, die in Russland Architektur studiert hat. Aus der Ferne sieht es zwar interessant, aber noch gänzlich unscheinbar aus.
Wir hatten das Glück spät dran zu sein und erst zur blauen Stunde den Eintritt zu ergattern. Was man auf diesem Foto sieht, ist nur ein winziger Teil des riesigen, faszinierenden Gebäudekomplexes. Ein Besuch ist diese Sehenswürdigkeit für 50.000 Dong auf jeden Fall wert, auch wenn immer noch gebaut wird.
Die Stadt Nah Trang ist von Russen überlaufen, und nicht besonders schön. Der Strand ist zwar ganz nett, aber es gibt besseres. Der Restaurant-Tipp vom Marcopolo Reisefüher war ein kompletter Reinfall. Bloß nicht! Jede Russen-Kneipe ist deutlich besser!
Wesentlich schöner war hingegen die Stadt Hoi An. Hier findet man eine schönere Innenstadt, einen schöneren Strand, und viele Ausflugmöglichkeiten.
Mit dem Fahrrad kommt man bequem die 4 km zum paradisischen Sandstrand, man kann sich aber natürlich für 1$ am Tag ein Moto-Bike leihen, dass man allerdings erst einmal betanken muss. Das überschüssige Benzin ist natürlich ein Bonus für den Vermieter…
Besonders zu empfehlen ist ein abendlicher Abstecher zum Fluss in Hoi An, der von unzähligen Lampinons und beleuchteten Brücken zu einer echten Sehenswürdigkeit wird.
In dieser Open Air Küche wurde unser Essen zubereitet und an Tischen direkt am Flussufer serviert. Wir haben in den ganzen zwei Wochen nicht so gut gegessen!
Für mich war die Reise in Hoi An quasi beendet, denn ich wurde krank, und habe ich wenig später dazu entschlossen die restlichen Tage im Hotel zu verbringen. Da ich nicht sicher sein konnte, was hat hatte, besuchte ich auch ein Krankenhaus, in dem ich mehr als 200$ für eine Untersuchung bezahlt habe. Dafür hatte ich Gewissheit, dass es keine Malaria oder Dengue Fieber war. Somit habe ich in Hoi An nur mein Hotelzimmer von innen gesehen und auf den Flug nach Saigon gewartet.
Der Flug wurde leider gecancelt, wodurch ich gezwungen war einen Tag am Flughafen auf einen anderen Flug zu warten. Nie wieder VietJet! Vietnam Airlines flog hingegen stündlich… Somit war auch der letzte Tag Saigon gestrichen.
Beim Rückflug über Moskau mit Aeroflot hatte bereits der Flug ab Saigon Verspätung. Uns wurde aber versprochen, dass Moskau bescheid weiß, und der Anschlussflug warten würde. Immerhin hatten wir eine Stunde Aufenthalt in Moskau, sodass das auch eigentlich kein Problem gewesen wäre. Am Flughafen in Moskau mussten wir aber nochmal durch die Passkontrolle und Sicherheitscheck – vollkommen unnötig – und sind nur Minuten zu spät zum Gate für den Anschlussflug gekommen. Dort stand noch das Flugzeug, aber man ließ uns nicht mehr einsteigen. 14 Stunden später wurde uns ein neuer Flug organisiert, aber die Zeit sollten wir mit zwei Essensgutscheinen im Transitbereich des Flughafens verbringen. Aeroflot wollte keinen Flug am selben Tag mit Lufthansa für uns bezahlen. Erst nach stundenlanger Diskussion und Drohung mit einem Rechtsanwalt konnte ich ein Hotelzimmer für uns herausschlagen. Dort angekommen wurde uns nach 15 Minuten ein Abendessen versprochen. Aber erst nach mehreren Stunden und mehrmaligen Beschwerdeanrufen bei Rezeption und Zimmerservice haben wir auch tatsächlich „Essen“ bekommen:
Ein Cordonbleu mit ein paar Nudeln, eine Scheibe Brot und Butter. Zu trinken gab es für 3 Personen zwei kleine Flaschen Wasser (das Zimmer war insgesamt auch nur für 2 Personen eingerichtet). Unter strenger Bewachung wurden wir zum Hotel gebracht, wir durften das Zimmer nicht verlassen, und vor der Tür saß ein Security, der dafür sorgte, dass wir das auch nicht taten. Die Fenstergriffe wurden abmontiert, sodass wir auch kein Fenster zum Innenhof des Novotels öffnen konnten. Rauchen war im Zimmer verboten – somit blieb nur die Toilette. Hygieneartikel waren im Hauptgepäck, und somit nicht zugänglich. Eine Zahnbürste hat das Novotel nicht geboten. Der Bus zum Flughafen am nächsten Morgen kam 30 Minuten früher, als angesagt, somit blieb für ein recht dürftiges Frühstück auf dem Zimmer – immerhin mit verschiedenen Brotsorten – nur wenig Zeit. Wenigstens hat es dann mit dem Rückflug geklappt…
Als Fazit kann ich nur jedem unbedingt davon abraten mit Aeroflot zu fliegen, wenn es sich nicht um einen einfachen Flug handelt! Was wir zum Schluss der Reise erleben durften, war wirklich das Allerletzte.
Zum Abschluss möchte ich mal noch anmerken, dass das nur eine winzig kleine Auswahl an Fotos von diesen zwei Wochen war. Insgesamt habe ich ca. 450 Fotos aussortiert und überarbeitet, die ich bei Gelegenheit auch interessierten Freunden und Bekannten mit Beamer und Leinwand präsentieren werde.
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